„Have you seen "These Islands?
Have you seen the beauty of this land?“
Mit diesen Worten beginnt Danny Couch sein Lied über die hawaiianischen Inseln und ich unsere Tour über KAUA’I. Ein Lied, das mein Herz höher schlagen lässt.
(Tipp: Mach Dir doch das Lied im Hintergrund an, wenn Du weiter liest :D --> zum Song )
Wie viele zig Stunden in meinem Leben saß ich schon in einem Auto - man sitz im Auto, wie in einer geschlossenen Kapsel auf kilometerlangen Autobahnen und alles um einen herum zieht in unendlicher Geschwindigkeit verzerrt an den Augen vorbei.
Vorgestern wurde mir klar, wie anders das in meinem Leben gerade ist:
In unserem ’98er Wrangler Jeep ohne Klimaanlage ist die erste Tätigkeit beim aufsteigen (einsteigen würde ich es bei einer Einstiegshöhe von ungefähr 80 cm nicht nennen - ich bin jedesmal stolz auf mich, wenn ich es auf den Sitz geschafft habe), den Reißverschluss des Fensters zu öffnen um die PVC-Folie, die als Scheibe dient, nach unten zu klappen. Er liebt es, erst beim 2. Versuch anzuspringen, und mit mehreren spannenden, aber unterschiedlichen Geräuschen fahren wir los Richtung Kuhio Highway, der an unserer Stelle fast jeden Tag 5-10 Minuten Stau beinhaltet. Jedes Mal wird im Auto gefeiert, wenn mal keine ellenlange Schlange Autos (zu 90% Pickups, das typische hawaiianische Fahrzeug) zu sehen ist, die sich durch das Nadelöhr Kapa’a drängt. Mit einem 🤙🏻 (Hang Loos) werden wir vom heranfahrenden Autofahrer rein gelassen und reihen uns in die Schlange ein. Gehetzt und gedrängelt wird hier nicht. Es dauert, so lange es eben dauert. Und so warten die Autofahrer hier aufeinander, oder lassen sich gegenseitig vor und geben aufeinander Acht.
Der Stau hält nicht lange an und schon sind wir aus der Stadt heraus und fahren. Die Wärme im Auto wird schnell durch den hereinwehenden Fahrtwind abgekühlt und fegt mir die Haare durch das Gesicht. (Wichtigste Erkenntnis diesbezüglich: mache niemals Lippenbalsam ran, wenn Du im Auto sitz - alle Deine Haare werden Dir an den Lippen kleben…).
Mein Blick schweift durch das offenen Fenster nach draußen über die Landschaft. Wunderschöne Landschaft - zu schön, um sie wirklich mit Worten beschreiben zu können.
„Colored rainbows stretch across the sky, waterfalls so high,
Mountains make you cry,“
Riesige Bäume teilweise überwuchert von Kletterpflanzen, deren einzelne Blätter so groß sind wie Autoreifen, Brücken die einen auf Höhe der Gipfel der Bäume tiefe Täler durchqueren lässt, Bäume übervoll mit großen orangenen Blüten, grüne Wiesen, die den Blick auf wundervolle Weiten gesäumt von grünen Bergen freigeben, Bergen so schön, wie ich sie noch nirgends gesehen habe mit dazwischen immer wieder kilometerhohen Wasserfällen, die als dünne Striche in der Ferne zu entdecken sind. Dschungel ohne gefährliche Tiere - ein Paradies für mich kleinen Angsthasen.
Um einen Eindruck von dieser Natur zu bekommen, kannst Du Dir Jurassic Park / World ansehen. Dinosaurier wirst Du hier auf Kaua'i zwar nicht finden, dafür aber alles andere, denn der Film wurde wie viele andere Filme (Avatar, King Kong, …) hier gedreht und zeigt wunderschöne typische Landschaftsaufnahmen.
Vom nördlichsten Punkt der Insel führt eine Straße einmal um die Insel bis zum westlichsten Punkt, der mit dem Auto erreichbar ist. Der relativ kurze Bereich dazwischen ist aufgrund der Berge und der Sumpflandschaft nicht bebaubar und der letzte Versuch in den 50ern, dort eine Straße zu bauen, ist kläglich gescheitert. Mehrere der Bagger sollen wohl noch immer dort im Sumpf feststecken. 81 Meilen lang ist die befahrbare Strecke einmal um diese wundervolle Insel, die zu Recht die Garteninsel genannt wird - würde man sie am Stück fahren, bräuchte man ca. 3h.
"Have you seen the ocean?
Miles and miles of crystal deep blue seas?"
Auf unserem Weg öffnet sich immer wieder die Natur und gibt den Blick frei auf unendlich weiten Ozean. Von dunkelblau, türkis, petrol bis hin zu hellblau färbt sich das Wasser im Sonnenlicht. An die Stränden und an die vorgelagerten Riffe schlagen Wellen so hoch und gewaltig, dass das Wasser weiß schäumt. In der Ferne dagegen wirkt der Ozean ganz glatt und ruhig. Eine wundervolle Ruhe und ein unbeschreiblicher Frieden kehrt in mir jedes Mal ein, wenn ich auf das Meer raus schaue. Hawai'i liegt inmitten des Pazifiks und ist mit 3682 km Entfernung zum amerikanischen Festland die Inselgruppe, die am weitesten entfernt von jeglichem Festland auf dieser Welt zu finden ist.
Von Palmen, Mandelbäumen und sogar Nadelbäumen gesäumt reihen sich die orangene und (in ganz selten Fällen) schwarzen Strände um die Insel und werden bewohnt von kleinen und großen Krabben, Ulilis (Wasserläufern), Eidechsen und Hühnern.
Ja Hühnern! Bei einem heftigen Erdbeben 1992 wurden sehr viele Hühnerställe zerstört. Seit dem leben die Hühner hier überall - wirklich überall… frei und sind von der Regierung durch ein Gesetz geschützt, das das Jagen und Töten der Tiere verbietet.
Aber die eigentliche Tiervielfalt befindet sich im Ozean…
Schildkröten, Papageienfische, Delfine, sehr viele kleine gelbe Fische, Haie, Mantarochen, Kugelfische, Mönchsrobben, bunte Fische klein und groß und in den Wintermonaten bis zu 2/3 der weltweiten Buckelwalpopulation. Die Schildkröten und Mönchsrobben kommen hier auch an Land, um auf dem warmen Sand in der Sonne zu schlafen und auszuruhen, bevor es wieder ins Wasser geht. Die Fische sieht man bereits, wenn man nur wenige Schritte ins kühle Nass geht und mit einer Schnorchelbrille untertaucht, und die Wale, die hier ihre Babys bekommen und die ersten Monate aufziehen, kann man sogar vom Strand aus atmen und springen sehen.
Mit gemütlicher Geschwindigkeit kommt man hier ans Ziel. Die maximal Geschwindigkeit von 50 Meilen pro Stunde (umgerechnet ungefähr 80 km/h, wirklich angenehm mit unserem Jeep und den offenen Fenstern ist es bis 45 Meilen pro Stunde) lässt mir die Möglichkeit, auf der Fahrt immer wieder Neues zu entdecken und die Landschaft zu bewundern. Bei jeder Fahrt entdeckt man etwas Anderes, das gefühlt gestern noch nicht da war.
„Can you smell the flowers
Fill the air with fragrances for free?"
Dazwischen tauchen immer wieder wundervolle kleine Orte mit putzigen Häusern, teilweise im typisch amerikanischen Stil und teilweise in einer Art Westernstyle auf, umgeben von wundervollen Gärten mit Plumeriabäumen, Tiplants (diese Pflanze wird hier zum segnen des Hauses an jeder Ecke und auch oft am Eingang des Grundstücks gepflanzt), Obstbäumen (vor allem Papaya, Avocado, Zitrusfrüchte und Mango), Hibiskushecken mit unendlich vielen Blüten in allen Farben, Palmen und wundervoll blühendem Ingwer. Autofahren ist hier ein Genuss - reinsetzen, relaxen, den Wind auf der Haut spüren und genießen!
Ab 16 Uhr ändert sich dann plötzlich das Bild: die Sonne wandert langsam Richtung Westen und hüllt alles in goldenes Licht - ein Zauber legt sich über die Insel und auf alles, was das Licht berührt.
„You will love these islands, nothing in the world can compare.
If you touch the spirit, then the gift of Love will lead you here.“
Diese Inseln sind mit nichts auf dieser Welt vergleichbar. Nicht nur die Natur ist atemberaubend schön. Die Menschen lieben und respektieren Aina (das Land), die Natur und die Tiere und sind tief verbunden mit den Spirits und den Ahnen.
Alles (nicht nur unser Jeep) bewegt sich etwas langsamer und entschleunigt, als würde die Insel alles in Zeitlupe sich bewegen lassen. Alles geschieht eben zu seiner Zeit.
Dafür ist die Schwingung extrem hoch, sodass sich alles atemberaubend schnell manifestiert und man wirklich sagen muss „Careful the wish you make - Wishes come true“ (wie der Song des Musical „Into the Woods“ beschreibt). Das Land und die Spirits führen einen und man entdeckt kraftvolle Plätze, hat faszinierende Begegnungen in Momenten, in denen man sie nicht erwartet, und Dinge geschehen, die man nie für möglich gehalten hat.
Alles ist erfüllt von Leben.
„This is Aloha“
Ich liebe diese Insel. Ich bin jeden Tag dankbar, hier zu sein. Kaua’i ist ein Stück Zuhause.
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Lea (Freitag, 07 Januar 2022 08:43)
Danke für den schönen Beitrag und die tollen Bilder. Passt auf euch. Liebe Grüße aus dem nasskalten Erlangen! �