So viel gelacht habe ich, glaube ich, auf einer Wanderung noch nie.
„Huuuiiii“, „Ihhhh“ „Ahhhh“ „Echt jetzt?“ mit diesen Worten und Lauten kämpfen wir uns durch den Trail, wenn man ihn so bezeichnen darf. Der Weg startete an einem mega Berg, bei dem wir, wenn ich ehrlich bin, wegen mir drei mal stoppten, weil ich kurz Pause machen und atmen wollte. Oben angekommen durften wir wunderschöne riesige Bäume, dicht bewachsen von Kletterpflanzen, bewundern. Das darauf folgende Infoschild zum Trail bestätigte uns, dass wir richtig waren. Drei Schritte weiter lachte Christoph, weil es doch nicht, wie ich vorher sagte, bestimmt nur diesen einen Berg hoch ging, denn der Trail startete ebenfalls mit einem Anstieg mit größeren Steinen, die den Weg etwas unwegsam machten. Aber wir sind ja noch jung sagte ich zu Christoph und wir stapften los.
Die Freude oben angekommen zu sein, weilte nicht lange, denn der Weg wurde schlagartig etwas anders...
Alles war dicht bewachsen von Gras und Kletterpflanzen, die höher als wir selbst waren und ein durchkommen sehr schwer machten. Eine Machete hätte man für diesen Weg gebraucht aber die hatten wir natürlich nicht.
Mit schützenden Armen vor dem Gesicht bahnten wir uns einen Weg bis es plötzlich matschig wurde…
wir rutschten, wir balancierten auf Ästen, wir kletterten unter und über umgestürzte Bäume und bei jedem stolpern, rutschen und ulkigem Matschgeräusch musste ich einfach loslachen. Teilweise war es mir vor lauter Lachen gar nicht möglich zu sprechen vor allem als es plötzlich ein krachendes Geräusch hinter dem Pflanzenwirrwarr machte und Christoph auf dem Po landete und als mein Fuß vollständig im Matsch steckte und ich nur mit Christophs Hilfe mich wieder befreien konnte. Das von mir ausgehende Geräusch-Highlight war eindeutig meine Rutschpartie über ca. 50 cm bergab: Großartig! Ich wusste gar nicht, dass ich so hohe Töne von mir geben kann... Das hättest Du hören müssen.
Wenn wir 2 Sekunden anhielten summten die Moskitos in unseren Ohren, die die ganze Zeit in einem Schwarm um uns herum schwirrten, trotz der zwei Mosquitosprayschichten auf unserer Haut - wir waren die einzigen Wanderer auf diesem Trail und deshalb eben besonders interessant für sie...
Doch dann lichtete sich der Weg für einen kurzen Abschnitt und wir sahen den Ausblick auf das Tal voller wunderschöner Bäume mit traumhaften Bergen im Hintergrund und die Sonne, die sich früh gar nicht gezeigt hatte, schien jetzt in voller Pracht golden hindurch und verzauberte dieses wunderschöne Bild. Einfach magisch!
Lange verweilen war nicht möglich, das Summen in den Ohren und Schwirren vor dem Gesicht sagte uns: weitergehen ist die einzige Option.
Nach einer sehr engen Stelle, an der nicht nur der Weg extrem verwachsen war, sondern auch der Boden extrem matschig UND auch noch abschüssig war (da man seine Füße und den Boden auf Grund der dichten Pflanzen nicht sehen konnte war das Abschüssige ein besonderer Schwierigkeitsgrad und bot Raum für weitere Lachattacken) hatte ich eine Art Blätterschmuck an meine Schuh, den ich wie es aussah mitgerissen hatte und überall Matsch … an der Hose, den Beinen und natürlich den Schuhen. (Das Wort „muddy“ war in den letzten Wochen das meist verwendete Wort im Gespräch mit anderen Reisenden, wenn sich über Ausflüge ausgetauscht wurde.) Während wir so dahin gingen an einer Stelle, die kurz etwas entspannter zu sein schien, sagte Christoph plötzlich völlig trocken: „Den Titel „Trail“ hat der Powerlinetrail nicht verdient!“ und ging mit einem kritischen aber belustigten Blick weiter.
Plötzlich hielt Christoph abrupt stehen und ich stürzte fast auf seinen Rücken während ich so dicht an eine Blüte schwankte und mir eine unglaublicher Duft in meine Nase strömte. WOW!
Christoph, der nicht mal einen Schritt entfernt stand konnte es nicht riechen. Zum Glück war ich fast in die Pflanze gestürzt sonst hätten wir diesen wundervollen Geruch vielleicht verpasst und nur die Schönheit der Ingwerblüte bestaunt. Auf unserem Weg durften wir auch ganz nah die wundervollen orangenen Blüten bestaunen, die man immer vom Auto aus auf riesigen Bäumen sieht, und Wechselröschen, die hier vollkommen wild zwischen all dem Grün wachsen.
Die traumhaften Ausblicke, die warmen Sonnenstrahlen und die vielen wunderschönen unterschiedlichen Pflanzen entschädigten dafür, dass man sich durch diesen Weg „kämpfen“ musste.
Und trotz der ständigen Pflanzen im Gesicht, dem Kratzen an Armen und Beinen und dem hindurchquetschen musste ich einfach so lachen. Ich hätte nie gedacht, dass durch den Matsch rutschen und vollkommen verschwitzt zu sein so witzig sein kann!
Nach einer Weile als es erneut dichter und matschiger wurde hatten wir genug und sobald wir zurück waren, streiften wir die matschigen Schuhe und braun gefärbten Socken ab und kühlten Arme und Beine im Fluss in der Nähe des Parkplatz. Die Sonne stand jetzt schon tief und das goldenen Licht schien wunderschön durch die regenbogenfarbigen Eukalyptusbäume, die hier auf einer Wiese am Fluss wachsen. Auf Grund der unterschiedlichen Schichten von neuer und alter Rinde, die parallel am Stamm zu sehen sind sehen die Bäume grün, braun und orange gestreift aus. Weshalb man sie als Regensbogeneukalyptus bezeichnet - ein wunderschönes Naturphänomen. Ein Stück weiter den Fluss entlang sprang Christoph spontan in den Fluss. Mein Bedarf an dem kalten Wasser war bereits gedeckt und ich genoss die wunderschöne Atmosphäre des rauschenden Flusses und der schönen Natur.
Auf der Rückfahrt durch idyllische Landschaft und vorbei an wunderschönen Häusern mit prachtvollen Gärten freuten wir uns auf Malasadas und Kaffee und als Christoph meine Hand in seine nahm stellte ich fest, dass ich in meinem Leben noch nie so glücklich war wie jetzt.
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